Wenn der Nachtwind im Mondlicht sie Seeküste streift,
Wenn das Meerweib am Schiffswrack die Toten umschweift,
Wenn die Möwe, laut kreischend, die Wellen umkreist,
Da schimmert's am Strand hin wie ein irrender Geist.
Aus dem Kloster der Nonnen schleicht die Nonne sich sacht,
Sie betet den Tag lang, und pilgert bei Nacht,
Wie bleich ist das Antlitz, und wie glasig der Blick,
Ihre Brust drückt wie grad-nach ein trübes Geschick.
Am Felsen zerschellt' einst die Meerflut das Boot,
Drauf sie, und ihr Alles vom Tode bedroht,
Die Braut ward gerettet, doch zu tieferem Weh,
Es verschlang den Geliebten die tückische See.
Sie schied von der Welt sich, ihr Trost nur erblüht,
Im Kloster, wo Wahnsinn umflort das Gemüt.
Dieser Wahnsinn, wie seltsam verkehrst du den Sinn,
Sie starrt nach dem Beichtstuhl unheimlich nur hin.
Sie flüchtet, wenn Chorsang den Kreuzgang durchhallt,
Lacht grell, wenn das Glöcklein zur Mitternacht schallt,
Dann greift sie den Schleier und ein meergrün' Gewand,
Nimmt den Rosenkranz hastig in die krampfige Hand.
Wenn der Nachtwind im Mondlicht sie Seeküste streift,
Wenn das Meerweib am Schiffswrack die Toten umschweift,
Wenn die Möwe, laut kreischend, die Wellen umkreist,
Da treibt es zum Strand hin ihren ruh'losen Geist.
Sie bekreuzt sich, und wandert, bis der Morgen erwacht,
Dann schrickt sie zusammen, und flieht, wie die Nacht.
Dem fern die Gestalt blinkt, die meergrün und schnee,
Der betet ein Ave, für die Lilie vom See.