Mein Leben ist (15x)
Mein Leben ist, wie mein Leben ist.
Mein Leben ist hart.
Mein Leben ist kurz.
Mein Leben ist schön.
Mein Leben ist gut.
Mein Leben ist, wie mein Leben ist.
Mein Leben ist, wie mein Leben ist.
Mein Leben ist Stress.
Mein Leben ist lang.
Mein Leben ist ruhig.
Mein Leben ist Gut.Mein Leben ist, wie mein Leben ist.
Ich wurde geboren in dieser Stadt an der Weser.Hunderttausend Seelen hausen auf hundert Quadratkilometern.Ma und Pa waren hierher gekommen wie Goldgräber nach Colorado, voll Erwartungen und Hoffnung für Job und Familyplanung. Doch ihr erster Stop war in der Bismarckstraße die Blocks. Doch wen kümmert das, wenn das erste Kind endlich im Bauch anklopft. Sie haben lange gewartet auf mich. Ich hab lange gewartet auf's Licht.Ich hab's irgendwie wohl gewusst, diese Welt ist nur Frust für mich. ich war tagelang überfällig, und dann als ich endlich kam, ist meine Mutter fast gestorben im Wahn, als sie mich gebar. Es gab Komplikationen jeglicher Art. An jedem Tag seit dem Ersten, dank ich ihr, dass sie die Schmerzen doch auf sich nahm. Statt mich aufzugeben, nahm sie's in Kauf und schenkte mir Leben. Seitem hab ich diese Frau zu häufig traurig gesehn. Und ich weiß, es war wegen mir in den meisten Fällen. Ich weiß, ich hab viel zu viel Scheiß gebaut und sie ignoriert in den meisten Fällen. Doch wenn man jung ist, dann meint man, man wäre reif. Und wenn man reif ist, sieht man es irgendwann ein. Wie dem auch sei. Ich hab kaum noch Erinnerungen an die grauen Fassaden vom Haus. Denn sobald ich laufen begann, brauchte ich Platz und wir zogen aus, in das Reihenhaus Richtung Meissen raus aus der Tommy Kaserne. Der Spielplatz war nebenan, doch dahingehen wollte ich nicht gerne. warum? weil ich den Draht zu den andern Kindern nicht fand. Schon in jüngsten Jahren fühlte ich mich wie ein Mutant im Menschengewand. Ich lief ständig nur vor die Wand voller Unverständins und Angst, weil ich anders war als die anderen und es damals noch nicht verstand. Ich hab häufiger Streit gehabt als "Hallo" gesagt zu den Kids. Ich hab Gardinenstangen mitgeschleppt, weil der Rest mich mit Steinen beschmiss. Ich hab täglich zwei reingekriegt und drei ausgeteilt. Mein Wortschatz war so ausgefeilt, dass ich schimpfen und fluchen konnte, bevor ich drei war. Und als ich vier war, ist meine Schwester gekommen. Paps hat'nen Job bekommen und der Umzug von neuem bekommen. Wir sind raus aus der Stadt ins Bauernkaff Lahde bei Petershagen. Zum Haus in der Schillerstraße kam schließlich der Kindergarten dazu. In der Gruppe gab's zwei mal schon meinen Namen, darum nannten die Tanten mich trotz Protesten "Sebastian". Ich hab rumgesponnen und getan, als wären Sachen da, die es nicht gibt. Hab erzählt, dass der Sohn von meiner Kinderfrau mein großer Bruder ist. In Retrospekt denk ich, eigentlich hatt ich ja recht. Hab in zwei Familien gesteckt. Ma und Pa waren jeden Tag weg. Meine Ma von 8 bis um 6 und mein Pa von 8 bis um 8. Haben geschufftet und sich schon fast für die Zukunft der Kids kaputt gemacht. Und darum quatsch mich nicht voll mit beschissenen Sprüchen wie "curse ist aus einem reichem haus und wuchs heiter auf und behütet." Schön wär's! Ich hab Aldi-Klamotten gehabt, zu Victory-Turnschuhen den viel zu großem, vererbtem, vergilbtem Anorak. All meine Jungs am C64 und ich zu Haus mit dem strengsten Ton meiner Ma: "Setz dich geradr hin hier am esstisch!" doch letzlich ist's gerad das, was ich mitgenommen hab von damals: egal was die anderen tun, ich bin immer ich, niemand anders. ich hab damals noch gar nichts gepeilt von dem ganzen mist. ich war nur gedisst, wenn die anderen colt seavers schauen und ich durfte nicht. dann hab ich durst gekriegt auf alles, was in war. wollt'n mountain bike fahrn und amiga spielen wie die anderen kinder. zum geburtstag gab es dann das kaputte rad vom cousin und zur weihnacht den ausgemusterten compi von texas instruments. doch in essenz hab ich früher gelernt, wie der mensch ist. was fremd ist wird abgelehnt und für schlecht erklärt, denn man kennt's nich. letzendlich wär's trotzdem ungerecht, nur das schlechte zu sehen. Ich gehör zu denen, den' es viel besser ging: Geld war nie das Problem. Es war immer genug am start, meine eltern haben's bloß gespart. ich fand's damals hart, nicht zu kriegen, was man will, doch heut find ich's smart. dann obwohl ich die ganze zeit meine beiden eltern gehabt hab, obwohl ich nie hungern musste mit almosen vom sozialstaat, weiß ich genau, wie es ist zu verzichten und abzuwarten. ich hab gelernt, kleine dinge zu ehren und danke zu sagen. ich hab gelernt, dass man eigentlich allein ist und andere menschen dich meistens nur akzeptieren, wenn du angepasst in deinem sein bist, und all diese scheiße weiß ich aus eigenem sehen, seiten ich klein bin, hab ich eingesehn, dass es keinen sinn macht, angepasst durch mein life zu gehen. hab eingesehen, dass nur ich es bin, der mich kennt. und ihr meint im ernst, ich geb irgend'nen scheiß auf was einer von euch denkt? das hier ist mein leben.
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