Die Lindenwirtin Kein Tropfen im Becher mehr und der Beutel schlaff und leer Lechzend Herz und Zunge Angetan hat's mir dein Wein, deiner Äuglein heller Schein Lindenwirtin du junge "Angekreidet wird hier nicht, weil's an Kreide uns gebricht" Lacht die Wirtin heiter "Hast Du keinen Heller mehr, gib zum Pfand den Ränzlein her Aber trinke weiter" Tauscht der Bursch sein Ränzlein ein gegen einen Krug voll Wein Tät zum Gehen sich wenden Spricht die Wirtin: "Junges Blut, hast ja Mantel, Stab und Hut Trink und laß Dich pfänden" Da vertrank der Wanderknab Mantel, Hut und Wanderstab Sprach betrübt: "Ich scheide... Fahre wohl du kühler Trank Lindenwirtin jung und schlank, liebliche Augenweide" Spricht zu ihm das schöne Weib: "Hast ja noch ein Herz im Leib Laß mir's, trauter Wandrer" Was geschah, ich tu's euch kund: Auf der Wirtin rotem Mund Brannte heiß ein andrer Der dies neue Lied erdacht sang's in einer Sommernacht Lustig in die Winde Vor ihm stund ein volles Glas, neben ihm Frau Wirtin saß Unter blühender Linde