Auf dem Walkürenfelsen (Die Szene ist dieselbe wie am Schlusse des zweiten Tages. - Nacht. Aus der Tiefe des Hintergrundes leuchtet Feuerschein.) (DIE DREI NORNEN, hohe Frauengestalten in langen, dunklen und schleierartigen Faltengewändern. Die erste (älteste) lagert im Vordergrunde rechts unter der breitästigen Tanne; die zweite (jüngere) ist an einer Steinbank vor dem Felsengemache hingestreckt; die dritte (jüngste) sitzt in der Mitte des Hintergrundes auf einem Felssteine des Höhensaumes. - Eine Zeitlang herrscht düsteres Schweigen.) DIE ERSTE NORN (ohne sich zu bewegen): Welch Licht leuchtet dort? DIE ZWEITE: Dämmert der Tag schon auf? DIE DRITTE: Loges Heer Lodert feurig um den Fels. Noch ist's Nacht. Was spinnen und singen wir nicht? DIE ZWEITE (zu der ersten): Wollen wir spinnen und singen, Woran spannst du das Seil? DIE ERSTE NORN (erhebt sich, während sie ein goldenes Seil von sich löst und mit dem einen Ende es an einen Ast der Tanne knüpft) So gut und schlimm es geh', Schling' ich das Seil und singe. - An der Welt-Esche Wob ich einst, Da gross und stark Dem Stamm entgrünte Weihlicher Äste Wald. Im kühlen Schatten Rauscht' ein Quell, Weisheit raunend Rann sein Gewell'; Da sang ich heil'gen Sinn. - Ein kühner Gott Trat zum Trunk an den Quell; Seiner Augen eines Zahlt' er als ewigen Zoll. Von der Welt-Esche Brach da Wotan einen Ast; Eines Speeres Schaft Entschnitt der Starke dem Stamm. In langer Zeiten Lauf Zehrte die Wunde den Wald; Falb fielen die Blätter, Dürr darbte der Baum, Traurig versiegte Des Quelles Trank: Trüben Sinnes Ward mein Gesang. Doch, web' ich heut' An der Weltesche nicht mehr, Muss mir die Tanne Taugen zu fesseln das Seil: Singe, Schwester, - Dir werf' ich's zu. - Weisst du, wie das wird?